Dienstag, 14. Juli 2015

Eine Auswahl an Dingen



Heute sind es noch genau 28 Tage, dann muss ich wieder deutschen Boden betreten. Ja – muss. So kann sich die Haltung von „Ein Jahr wird schon irgendwie vergehen – das schaff ich schon.“ zu „Ich will hier eigentlich gerade gar nicht weg .“ ändern. (Was ich vermisse sind Freunde und Familie aber da helfen moderne Kommunikationsmittel sehr gut und Käse – aber den gönne ich mir dann ab und an im Restaurant.)

… die ich nachweislich nicht gebraucht habe:

Meine Reiseapotheke. Aus einem großen Angebot tatsächlich benutzt habe ich: Schmerztabletten, Wunddesinfektionsspray, Wundheilgel, Pflaster. Das hätte quasi fast ins Portemonnaie gepasst. Bei allen anderen Leiden bin ich auch hier zum Arzt gegangen und habe keine Selbstmedikation gestartet.

Wasseraufbereitungstropfen. Selbst im tiefsten Village kann man irgendwo Trinkwasser kaufen. Ich verfluche immer noch den Ehemaligen, der uns diese als „Tipp“ gegeben hatte (ein sehr teuer Fehlkauf).

So viel Sonnenschutzprodukte. Wirklich in der Sonne war ich eigentlich nur im Urlaub. Man setzt sich hier ja auch nicht mal eben gemütlich in der Innenstadt auf eine Bank in der Sonne..

Moskito-Abwehrmittel aller Art. Mein DEET-Spray habe ich die ersten 7 Tage benutzt und im Nationalpark. Meine moskitodichte Hose habe ich insgesamt wohl 21 Tage getragen – den Pullover wohl häufiger aber auch nur in Ermangelung an anderen langärmligen Kleidungsstücken. Meine Prophylaxe-Tabletten habe ich brav nur einen Monat geschluckt (auch da hätte ich meine Reiseapotheke entschlacken können).

… über die ich froh war, sie dabei gehabt zu haben:

Ausnahme zu oben – mein Moskitonetz. Das liebe ich sehr. Hätte ich nicht unbedingt von zu Hause mitnehmen müssen (gibt es hier ab 7€ zu kaufen) aber es ist auf jeden Fall gut, eines zu haben. Es hilft nicht nur gegen Mücken (und ggf. Malaria) sondern auch gegen Krabbeltiere aller Art (außer kleine Ameisen und Obstfliegen – die passen irgendwie durch die Maschen), Geckos, Mäuse (die können allerdings daran hoch krabbeln), Ratten und je nach Schlafplatz auch gegen von der Decke rieselnden Dreck. Gemütlich sieht es außerdem auch aus.

Meinen Klimbim. Wechsel des Kontinents heißt wohl doch nicht Wechsel des Geschmacks und der Persönlichkeit. Ich bin froh, ein wenig Make-up, Nagellack und Schmuck dabei gehabt zu haben – und diese Dinge haben sich hier auch irgendwie ein bisschen vermehrt.

Fotos. Mit den Liebsten an der Wand sieht jedes Zimmer gleich mehr nach zu Hause aus.

Dünne Regenjacke. Passt in jede noch so kleine Tasche, wiegt fast nichts, so dass man sie bei dem unberechenbaren Wetter immer dabei haben kann und sie hält auch mal Abends auf dem Boda den Wind ab.

Technik. Laptop (mit DVD Laufwerk!), Lautsprecher und Ipod. Auch in Uganda passiert nicht immer was oder man traut sich mal nicht raus weil man schon beim Gedanken an „Mzungu“-Rufe genervt ist - dann verbringt man manchmal Sonntage einfach auf der Couch mit einer guten Serie. Und natürlich das Smartphone. Dank Whatsapp, Skype und Co habe ich das Gefühl gar nicht wirklich weg zu sein – selbst Oma „appt“ - da kann eigentlich kein Heimweh aufkommen.

.. die ich wohl besser mitgenommen hätte:

Einen Föhn. Aber es gibt ja gut ausgestattete Mitbewohnerinnen.

Mehr Kleidung. Alles, was ich aus irgendwelchen triftigen Gründen zu Hause gelassen hatte, hätte hier doch viel Sinn gemacht. Kleidchen, in denen ich mich wohl fühle, die hier aber zu kurz wären (es gibt doch Leggins!). Blusen aus Kunstfasern – kann man nicht heiß waschen – Bakterien und so (man wäscht hier alles mit kaltem Wasser und aus Kunstfasern löst sich der Dreck so viel einfacher!). Dicke Sachen – ja tatsächlich verändert sich das Kälteempfinden mit der Zeit und Abends auf dem Boda hat es dann manchmal gefühlt (!) -10°C. Dunkle (schwarze) Socken – mit hellen macht man sich beim Waschen einfach nur unglücklich. Nun ja.. nun habe ich auf jeden Fall in die lokale Wirtschaft investiert (und auf den Secondhandmärkten oder im Greenshop wohl das eine oder andere „Kleiderspende“-Teil erworben).

Handtaschen. Ich habe (aus mir nicht mehr ersichtlichen Gründen) keine einzige Handtasche mitgenommen. Nur Jutebeutel - und die kann man sich nicht rutsch- und klausicher diagonal umhängen.

Taschentücher. Erkältet war ich hier ständig und die Taschentücher, die es hier zu kaufen gibt sind.. hm.. dünn.

… die ich sehr zu schätzen gelernt habe:

Wasser. Vor allem fließend Wasser (Händewaschen funktioniert sonst nur zu 2. so richtig gut, eine Klospülung heißt 10Liter Wasser tragen müssen..). Sauberes Leitungswasser – dass man, wenn man Abends weggeht vorher Wasser kaufen oder abkochen muss, mussten wir auch erst lernen, denn einfach so Nachts nach dem Clubbesuch ein Glas Leitungswasser trinken, ist leider nicht möglich.
Wasserkanister 5 bis 20 Liter

Unbegrenztes (bezahlbares) Internet. Youtube, Livestream und Podcast sind Fremdwörter geworden.

Zur „Mehrheit“ gehören. In Deutschland falle ich nicht auf und nicht raus. Sonntag Morgen mal fix „ungesehen“ zum Bäcker, joggen gehen und in Ruhe gelassen werden, früh völlig unbeachtet zur Arbeit laufen – alles kein Problem. Dieses in der Masse verschwinden, wenn man mal keine Menschen sehen mag – das vermisse ich sehr.

Freundschaft und Vertrauen. Zu Hause ist man, wo man sich zu Hause fühlt und das habe ich erst geschafft, als ich auch hier einige wenige gefunden hatte, denen ich vertrauen kann, auf die ich zählen kann und die mir auch an miesen Tagen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Teilen. „It´s Africa. We share!“ Das ist tatsächlich viel selbstverständlicher für mich geworden und es fühlt sich sehr gut an. Nicht immer darüber nachdenken „das ist meins“ und sich ärgern, wenn man etwas nicht für sich alleine hat. Man hat am Ende seinen Pausensnack vielleicht nicht komplett essen können und ist nicht ganz satt, dafür haben sich die Kolleginnen so süß gefreut und man hat für den Rest der Pause gemeinsam geschnattert.


Ich könnte alle Kategorien beliebig lang fortführen. Wenn jemand noch Fragen hat: „Feel free! It´s Uganda!“.