Sonntag, 22. Februar 2015

Ostafrika Teil II – Da Urlaub machen, wo andere arbeiten

Ende Januar bekamen Iselin und ich Besuch aus Tansania – eine Freiwillige, die dort ihr Jahr verbringt, nutzte die Zeit vor dem Zwischenseminar, um sich Kampala und Umgebung anzusehen.
am Bahai Tempel

Am Montag den 19. Januar brachen wir drei dann gemeinsam zum IN VIA Freiwilligen Zwischenseminar in Entebbe auf. Die Woche wurde dazu genutzt, viele Fragen aufzuarbeiten, die sich in den vergangenen 6 Monaten ergeben hatten, sich auszutauschen, den einen oder anderen Zweifel auszuräumen und mit neuem In-Put in die zweite Jahreshälfte zu starten.
Botanischer Garten in Entebbe am Viktoria See

Die fünf Tansania Freiwilligen flogen dann am Sonntag Morgen zurück und Iselin und ich folgten ihnen am Abend auf dem Landweg. 19.00 pünktliche Abfahrt in Kampala (esay coach – nur zu empfehlen!), 5 Stunden bis zur kenianischen Grenze, Ausreisen, Einreisen, 20US$ für ein Durchreisevisum und dann noch einmal 9 Stunden bis nach Nairobi. Dort haben wir zunächst Geld abgehoben (die Wechselkurse machen mich als Freundin der Mathematik ja vollkommen kirre: 1€ = 3500UGX = 85KSH = 2000TSH) und sind danach Frühstücken gegangen. So gestärkt haben wir uns dann auf die Suche nach Grenztaxis gemacht und sind für umgerechnet 6€ in einem Matatu 6 Stunden bis Tarakea gefahren.
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Dort erneutes Ausreisen, Einreisen – verrückt: drei Länder in nicht einmal 24 Stunden.. Erneut zwei Stunden Taxifahrt und dann endlich, endlich: Hallo Himo! Das ist ein kleines Städtchen am Fuße des Kilimandscharo, für 12 Monate die Heimat unserer tansanischen Mitfreiwilligen und unser Reiseziel. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung – dabei war der Abschied gerade einmal anderthalb Tage her – bin ich nur noch ins Bett gefallen. Dienstag sind wir dann mit in das Krankenhaus Projekt gegangen. Das ist eher eine kleine Klinik aber mit einem sehr engagierten Leiter und der mehrstöckige Neubau steht schon dahinter und wartet auf eine Inbetriebnahme innerhalb der nächsten Monate. Ein Besuch der nahegelegenen Wasserfälle am nächsten Tag wurde durch einen dubiosen Verfolger vereitelt. Da die Sicherheit vor geht sind wir also unverrichteter, unbesichtigter Dinge, wieder nach Himo zurück gefahren, waren dann dort stattdessen Stoff kaufen und beim ortsansässigen Schneider (beides viel viel günstiger als in Uganda). Donnerstag haben wir uns Moshi angesehen (dürfte Kilimandscharo-begeisterten etwas sagen – dort starten viele Besteigungen), was mir sehr gefallen hat. Es ist eine große Stadt mit genügend Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Cafés.. aber es ist trotzdem übersichtlich, nicht so überfüllt – so eine Stadt hätte ich hier auch gern als Alternative zu Kampala in der Nähe.
Freitag ging es dann für uns in die Projekte „Schule“ und „Konvent“. Da ist es sehr, sehr schön. Die Schule ist wirklich hübsch und uns sind alle sehr freundlich begegnet. Trotzdem ist auch dieses Projekt natürlich nicht so, dass die Freiwilligen 100% zufrieden und glücklich sind, denn auch hier stoßen Ansichten verschiedener Kulturkreise aufeinander, man muss sich mit Themen wie der Prügelstrafe, extremer Religiosität oder der grundsätzlichen Einstellung gegenüber Veränderung und Neuem auseinandersetzen.
in der „Holy Childhood Primary School“ - Morgenappell
Sportunterricht – Speerweitwurf

Im Konvent wurden wir dann erst einmal gefüttert: Frühstück, Obst und Mittagessen und Desi hat uns herumgeführt. Sie arbeitet dort vor allem in der Schneiderei (Schuluniformen), aber auch in der Baumschule, in der Küche oder in anderen Bereichen, wo es etwas für sie zu tun gibt. Der Besuch im Konvent war ein bisschen wie Urlaub im Urlaub – es ist dort grün, ruhig, man kann saubere Luft atmen und es ist einfach sehr hübsch.
Anschließend wollten Iselin und ich einen zweiten Versuch starten, uns die Wasserfälle anzusehen und eine der Schwestern war so freundlich, uns ein Stück im Auto mitzunehmen. Komische Situation – zwei Nonnen im Auto – irgendwie vergesse ich immer, dass das auch nur Menschen sind. Die Schwester hat dann auch einen sehr rasanten Fahrstil an den Tag gelegt und wenn sie um die Ecke gebogen kam sind die Menschen von der Straße gesprungen als wäre der Teufel hinter ihnen her und nicht zwei Nonnen in einem Auto – man scheint sie und ihre Fahrweise also schon zu kennen und zu fürchten. Am Eingang zu den Wasserfällen angekommen dann Enttäuschung und ein bisschen Wut. Der Mann war erneut in unser Matatu gestiegen und auch genau an den Wasserfällen mit und ausgestiegen. Das darf doch nicht wahr sein! Wir sind also wieder, mit einem sehr schlechten Gefühl, zurück nach Himo.
Samstag war dann schon Iselins letzter Tag (die Schule in Uganda fängt im Februar nach 2 Monaten Ferien wieder an) und wir nutzten diesen, um an den nahegelegenen Lake Chala zu fahren. Dieser befindet sich auf der Grenze zu Kenia und soll auch bilharziosefrei sein. Um dort hin zu gelangen muss man eine knappe dreiviertel Stunde durch das Nirgendwo fahren (in unserem Fall zu zweit auf einem Boda). Man sieht Ziegen, Kühe und Esel, ab und zu einmal eine kleine Hütte.. ansonsten brennt die Sonne erbarmungslos auf einen hinab und man wird einmal komplett mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Aber die abenteuerliche Fahrt lohnt sich: riesige Paviane laufen unmittelbar an einem vorbei bzw. schwingen sich von Ast zu Ast während man selbst im angenehm kühlen aber nicht kalten, blauen Wasser schwimmt.
Unser Bodafahrer hatte beschlossen, uns zu begleiten (für ihn natürlich eine super Gelegenheit – Eintritt musste er in unserer Begleitung nämlich nicht zahlen und die Fahrten gingen ja auch auf unsere Kosten) und hätte uns, am See angekommen (dafür muss man zunächst einen steilen Abstieg meistern), am liebsten nicht ins Wasser gelassen. Seid ihr euch sicher, dass ihr schwimmen könnt? Ganz sicher? Denn schwimmen zu können ist hier nicht so selbstverständlich wie bei uns. Solange man nicht an einem See wohnt oder super reich ist und sein Kind auf eine der wenigen Schulen mit Schwimmbecken schicken kann, kann man auch prinzipiell nicht schwimmen. Ist ja sehr einleuchtend aber ich vergesse solche Dinge manchmal, weil sie bei uns so selbstverständlich sind.
mit unserem Bodafahrer – wie lange er den Blick wohl vor dem Spiegel geübt hat?

Entspannt und glücklich und mit dem Sonnenbrand des Jahres ging es dann wieder zurück und für Iselin ans Packen. Sie würde Sonntag Früh den Rückweg antreten, ich würde noch bis Freitag in Tansania bleiben, denn ich hatte mir in den Kopf gesetzt, unbedingt den Indischen Ozean sehen zu wollen. Bevor es soweit war, habe ich aber Montag noch einmal Mara und Joel für den Tag in deren Projekt – das Krankenhaus - begleitet, was eine sehr schöne Erfahrung war, um über einige Dinge im eigenen Projekt besser nachdenken zu können.
Und Dienstag war es dann soweit. Meine erste kleine Reise allein. War aufgeregt. Nur mit einer Umhängetasche ausgestattet fuhr ich nach Tanga. Gebucht hatte ich noch nichts. Nicht das Busticket, kein Hostel. Aber das Universum meinte es gut mit mir und ich kam ohne größere Zwischenfälle (die es ja nun hier häufiger einmal gibt) und ohne unangenehme zwischenmenschliche Begegnungen, in meinem Zielort an. Das zweite Hostel, was ich gefunden hatte, wurde es dann auch schon und für 10€ die Nacht inkl. Frühstück würde ich zwei Nächte in einem grandiosen Zimmer mit eigenem Bad übernachten können. In so einem großen und gemütlichen Bett hatte ich schon ewig nicht mehr geschlafen – schon dafür hatte sich doch die Reise gelohnt. Nun scheint aber Tanga außerordentlich muslimisch geprägt und im Umkreis meines Hostels befanden sich mehrere Moscheen, so dass ich dann doch nicht so gut schlafen konnte, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Blick von meinem Balkon

Die verbleibenden Stunden, bevor es um 7 dunkel wird, nutze ich, um mir Tanga anzusehen. Es ist ein kleines Küstenstädtchen – ohne Strand, dafür mit Hafen – es gibt sehr viele mehrstöckige Häuser und die Straßen in der Stadt sind sandig. Es begegnen einem überproportional viele Frauen mit Kopftuch und man kann anscheinend kein Waschpulver kaufen. Diese Stadt sah also nun wirklich einmal anders aus als „die anderen ostafrikanischen Städte“.
Mittwoch fuhr ich dann zwei Stunden weiter südlich nach Pangani. Huch – da war ich aber in einem sehr kleinen Ort gelandet! Einen Supermarkt würde ich hier wohl nicht finden. Überraschenderweise gab es jedoch am Busbahnhof ein Touristenbüro und der nette Mann dort führte mich, durch Pangani hindurch, zu einem kleinen Ressort am Strand. Geld wollte er dafür ausnahmsweise einmal keines haben. Ein sehr sympathischer Mensch! Am Strand angekommen Enttäuschung. Wo ist denn der Ozean? Ach ja – Ebbe und Flut – hatte ich wohl verdrängt, dass es so etwas gibt. In 4 Stunden sollte das Wasser wiederkommen. Die Zeit habe ich genutzt indem ich einen sehr langen Strandspaziergang gemacht habe, Muscheln gesammelt, Mittag gegessen. Weit und breit war ich die einzige weiße Person und weit und breit auch der einzige Mensch am Strand, abgesehen von drei Krabbenfischern.
Als dann das Meer endlich seinen Weg zurück zum Festland gefunden hatte, stellte ich mich glücklich in die Brandung (die Idee des Schwimmens hatte ich in Anbetracht der Wind- und Wellenstärke begraben) und war ein bisschen stolz auf mich, jetzt schon fast zwei Tage ganz alleine unterwegs zu sein. Allein Reisen ist nun wirklich eine sehr spezielle Erfahrung – vor allem in Tansania, denn kaum jemand spricht Englisch, wirklich weit kommt man nur mit Swahili. Das bedeutete, dass sich meine Kommunikation in der Zeit auf das Kaufen von Wasser und Bustickets beschränkte – noch nicht einmal meine Rezeptionisten waren der Englischen Sprache mächtig. Das zehrte dann schon ein wenig an mir, denn mein Mitteilungsbedürfnis ist dann doch eher stark ausgeprägt. Auf der anderen Seite begegnet man Menschen noch einmal ganz anders, als man es tun würde, wenn man eine Reisebegleitung hat. Man MUSS fragen, sich Hilfe suchen und bekommt dadurch häufig und auch oft unerwartet sehr viel Freundlichkeit und Offenheit entgegengebracht. Trotzdem war ich froh, Donnerstag Nachmittag, nach 8 Stunden Fahrt, wieder bei den Freiwilligen in Himo zu sein und mich wieder in Deutsch mitteilen zu können.
So sieht es aus, wenn ein Reisebus irgendwo zum Stehen kommt – die Händler stürmen auf einen zu und man kann nahezu alles vom Fenster aus erwerben

Quasi kaum aus dem Bus ausgestiegen trat ich Freitag Morgen um 7 meine Rückreise nach Uganda an und war 26 Stunden später wieder zu Hause. Hallo Kampala! Schön, wieder da zu sein!
On the road - Impressionen

Sonntag, 15. Februar 2015

Ostafrika Teil I - “Ihr werdet euch wie zu Hause fühlen!”


Nach den weihnachtlichen Festtagen haben Iselin und ich uns unseren ersten Urlaub gegönnt. Am Samstag, 27.12.2014, klingelten um 5 unsere Wecker, damit wir um 7 am Busterminal in der Innenstadt sind. Da sollten wir dann unsere Quittungen in ein Ticket tauschen und „boarden“ - Abfahrt: 8.00. Soweit die Theorie. In der Praxis war zunächst noch das Büro geschlossen, dann fühlte sich niemand für die Tickets verantwortlich. Halb Acht saßen wir dann dennoch im Bus bereit zur Abfahrt. So saßen wir wohl 2 Stunden und reell verließ der Bus um 10.00 den Parkplatz in Kampala Down Town. Wir hatten zwei Plätze ganz vorn neben dem Fahrer „ergattert“ - wegen der tollen Aussicht, der Beinfreiheit und weil wir uns diese Sitzbank nicht mit 2 bis 5 weiteren Menschen teilen mussten. Blöde Idee, wie sich bereits nach 10 Minuten Fahrt herausstellte. Das, was der Fahrer da trieb (Essen, Trinken, Telefonieren, SMS schreiben, sich umdrehen und mit seinem Kumpel quatschen), bzw. nicht trieb (auf die Straße gucken, Bremsen, in den Kurven auf der eigenen Fahrspur bleiben) wollte ich eigentlich gar nicht wissen – davon, dass ich den Gegenverkehr sehen konnte ganz zu schweigen. Die sechs Stunden Fahrt verbrachte ich also entweder mit krampfhaft geschlossenen oder weit aufgerissenen Augen. Da gab es dann auch nach gerade einmal einer Stunde Fahrt direkt etwas zu sehen: Auffahrunfall. Ein Matatu und zwei PKWs kamen nicht so aneinander vorbei, wie sie wollten, wir hatten bei der ganzen Sache das Matatu in der Stoßstange kleben – direkt vor unserer Nase sozusagen. Iselin durfte eine Aussage machen, aber da auch noch andere Passagiere etwas sagen wollten, Menschen, die in der letzten Reihe saßen, Menschen, die vorher geschlafen hatten, dauerte die ganze Sache etwas länger. Nach nur 60 Minuten durften wir dann aber schon weiter fahren – die Fahrzeuge, die den Unfall verursacht hatten, waren schon längst weg.
Gegen 17:00 (statt 14:00) erreichten wir dann unser Zwischenziel: Kabale – West-Uganda. Ach ja – ich habe euch ja noch gar nicht verraten, wo denn die Reise hingeht. Wir wollen zum Lake Bunyonyi und danach weiter nach Ruanda. In Kabale hoben wir also Geld ab und haben etwas gegessen um dann, bevor es dunkel wird, um 18:00 zwei Bodas zu unserem Hostel zu nehmen. Nach ca. 20 Minuten Fahrt durch eine traumhafte Landschaft – Berge, Wiesen, Felder, „Urwald“ und natürlich dem See – immer schön bergauf (der Trick ist, mit dem Hintern auf dem Boda weit nach hinten zu rutschen, um sich dann mit dem Oberkörper nach vorne zu lehnen, mit der einen Hand die Handtasche mit der teuren Kamera festzuhalten und mit der anderen sich selbst am Boda hinter/unter dem Rucksack) erreichten wir glücklich Lake Bunyonyi Gorilla Packers. Ein Zimmer mit direktem Blick auf den See – und mit heißer Dusche. Warmes Wasser von oben – das gab es ja schon seit 4 Monaten nicht mehr! Duschen, in mehrere Kleidungsschichten einpacken (in dem Teil Ugandas wird es Nachts unglaublich kalt – geschätzt 15°C) und ins Bett. Die nächsten zwei-einhalb Tage verbrachten wir schwimmend (auch das erste Mal seit Ausreise), Kajak fahrend, sonnend, lesend und mit einer Inseltour, auf die uns eine amerikanische Familie mitgenommen hat, die schon seit einigen Jahren in Kampala lebt und auch in unserem Hostel gebucht hatte. Traumhaft war es da!

Inseltour - "Punishment Island", da wurden schwangere, unverheiratete Frauen ausgesetzt
Blick auf den See

Dienstag Mittag dann zurück nach Kabale, von da aus mit einem Taxi zur ruandischen Grenze, Einreise, Weiterfahrt nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Erwartungen hatten wir auf dieser Fahrt viele, hatten uns doch alle von Ruanda vorgeschwärmt: der westliche Standard, die Ordnung, die Sicherheit: „Ihr werdet euch wie zu Hause fühlen!“. Das, was wir vom Taxi aus sehen konnten entsprach dem eher nicht. Sah auch aus, wie in Uganda. Ja, die Straße war viel besser, als wir es gewohnt sind und es gab sogar Straßenschilder und Zebrastreifen – an diese Regeln wurde sich aber auch nur partiell gehalten – aber die Häuser am Straßenrand, die kleinen Grocery Stores, die Menschen... auch Ruanda ist halt Ostafrika. In Kigali selbst das gleiche Bild: organisierter und weniger überfüllt als Kampala und es gibt überall Bürgersteige und vor allem im Botschaftsviertel sehen die Straßen top aus, aber die Geschäfte sind die gleichen, die Händler.. Wie zu Hause habe ich mich nicht gefühlt. Doch tendenziell stimmt es schon – man hätte durchaus auch in einem südlichen europäischen Land sein können – aber Deutschland sieht anders aus. Die markantesten Unterschiede zwischen Kigali und Kampala? Bodafahrer müssen einen Helm für ihre Fahrgäste mitnehmen (Helmpflicht für alle) und tragen Westen mit ihrer Registrierungsnummer. Es gibt Ampeln (mit Zeitanzeige!), Verkehrsschilder, Zebrastreifen, Gehwege, Straßenlaternen.. Mit der Englischen Sprache muss man nicht unbedingt weiterkommen – Ruanda war eine französische Kolonie – aber das Bildungssystem wurde vor ein paar Jahren auf Englisch umgestellt. Man sieht auf den Straßen kaum Kinder und kaum schwangere Frauen, dafür scheint Rauchen in der Öffentlichkeit akzeptierter, als schön scheint auch eher dünn zu gelten.
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Am zweiten Abend war dann auch schon Silvester – ja, was soll ich sagen? So wenig jahreswechselmäßig habe ich mich noch nie gefühlt. Die Straßen, durch die wir gelaufen sind, waren wie leer gefegt, in den Bars war kaum etwas los, es gab kein Feuerwerk.. Mir wurde nur noch einmal sehr deutlich bewusst, dass schon mehr als 1/3 meiner Zeit hier, hinter mir liegt und dass nun, da 2015 ist, auch das Thema Studium wieder Priorität bekommen muss. Also ein sehr ruhiger Jahreswechsel für mich in Ruanda, der viel Raum zum Nachdenken gegeben hat. Gute Vorsätze? Unsere Wohnung weiter einrichten, mehr Sport machen und meinen Blog wieder regelmäßiger zu pflegen.
Wie sah sonst so unser Urlaub aus? Wir haben in Kigali das Genozid Museum und 30km außerhalb eine der Kirchen, in der immer noch Leichname auf ihr Begräbnis warten und die blutigen Kleidungsstücke der Opfer unangetastet zu sehen sind, besucht. Das war beides sehr berührend und das mulmige Gefühl, bei dem Gedanken daran, dass das alles noch gar nicht lange her ist, konnte ich auch den Rest des Tages nicht mehr abschütteln – anschließend in dem Bewusstsein durch die Straßen zu laufen, dass nahezu jeder, der mir begegnet, diese grausige Zeit selbst miterlebt hat, war eine sehr sehr seltsame Erfahrung.
Die restlichen Tage haben wir uns noch einige schöne Viertel angesehen, Künstlerhäuser besucht und sind an einen See gefahren wo wir dann zum ersten Mal ganz dicht vor einem „Crane“, dem Nationalvogel Ugandas (der, der auch auf der Flagge zu sehen ist), standen. Da muss man ins Nachbarland fahren um den eigenen Nationalvogel zu sehen..
Sonntag Abend ging es dann mit dem Nachtbus zurück nach Kampala. Dieses Mal mit einem etwas besseren Busunternehmen – verstellbare Sitze, Registrierung der Passagiere und des Gepäcks, pünktliche Abfahrt, kurze Toilettenpausen.. Von 7 Uhr Abends bis 5 Uhr am Montag Morgen waren wir also wieder unterwegs und ich war selbst von mir überrascht, wie froh ich war, wieder „zu Hause“ zu sein. Kampala, diese Stadt, die mich oft genug in den Wahnsinn treibt, habe ich dann doch sehr vermisst – den Trubel, meine Plätze und Geschäfte, meine Freunde und Kollegen und vor allem das Gefühl, sich auszukennen. Das war glaube ich mit das schönste an dieser Reise: Heimweh nach Uganda zu erleben und dadurch zu merken, dass man wirklich, wirklich angekommen ist.