Samstag, 10. Januar 2015

Grashüpfer statt Lebkuchen II

Iselin und ich waren unterdessen, parallel zum Vorweihnachtstrubel, weiterhin auf Wohnungssuche. Weiterhin, weil wir bereits Mitte November den Versuch unternommen hatten, uns für Dezember etwas zu suchen – da wurde uns jedoch gesagt, wir sollen es doch 3 bis 5 Tage vor unserem gewünschten Einzugsdatum noch einmal versuchen – zwei Wochen würde uns niemand eine Wohnung reservieren. Also gut: dann suchen wir halt nochmal später, ganz spontan (diese Vorgehensweise widersprach nun wirklich vollkommen meinem gewohnten Planungssinn). Wenn man hier eine Wohnung sucht funktioniert das grundsätzlich auf zwei Wegen: 1. über Verbindungen, 2. über einen Broker (=Makler). Ich streute also unter meinen Kollegen die Information, dass ich auf Wohnungssuche war, wir riefen bestimmt 10 Broker an und trafen uns mit dreien, wir besichtigten eine Wohnung von einem ugandischen Freund und entschieden uns dann auch für diese. Die Wohnung wäre allerdings erst am 5.12. frei – ist ja nicht schlimm, eine Woche können wir ja auch noch in der Gastfamilie bleiben. Wir sagten also unseren Brokern ab und freuten uns auf unsere erste gemeinsame Wohnung. Am 1.12. also vier Tage vor dem geplanten Umzug bekam ich dann einen Anruf von unserem Freund/Vermieter, dass das mit der Wohnung wohl so doch nichts werden würde. Sein Bruder bräuchte diese noch einmal ein paar Wochen und die vereinbarten Renovierungsarbeiten waren ihm nach nochmaliger Überlegung doch zu aufwendig und zu teuer.. Da standen wir nun also da, hatten unseren Gastfamilien gesagt, dass wir ausziehen würden und hatten nun doch keine Bleibe. Nach vielen, vielen weiteren Wohnungsbesichtigungen riefen wir dann einen Broker vom Anfang erneut an: die Wohnung, die er uns da gezeigt hatte und die wirklich wunderschön, wenn auch eigentlich ein wenig zu teuer war, war noch frei! Wir sind also direkt am nächsten Tag, am 18.12. dort hin gefahren, haben 3 Monatsmieten bezahlt (1,5 Millionen UGX) und uns wurde versprochen, die Wohnung innerhalb von zwei Tagen bezugsfertig zu machen (Streichen, Putzen, Steckdosen nachjustieren..). Das heißt: Umzugstermin Samstag der 20.12.2014. Ich rief einen Special Hire Driver (privater Taxifahrer) an und bestellte für 12:00 einen großen Kombi, 6Sitzer - „wir sind zwei Personen mit sehr viel Gepäck und einem Regal!“. An besagtem Tag packte ich also meine sieben Sachen und „pünktlich“ 12:45 fuhr ein sehr sehr kleines Auto vor meiner Einfahrt vor. Wider aller Hoffnung war das wirklich das bestellte große (Umzugs)Auto. Es folgten Diskussionen, erneute Verhandlungen und die Abfahrt des angeheuerten Fahrers, der probieren wollte, etwas Größeres aufzutreiben. Überrascht war ich nicht – ich hatte jedoch eher erwartet, dass er einfach gar nicht oder an einem anderen Tag auftauchen würde.. Das Glück war aber dann doch mit uns: ein Cousin fuhr zufällig vorbei und diesem gehört ein Allrad-Safari-Fahrzeug. Kurzerhand wurde also ihm der Auftrag übergeben, mein Regal wurde aufs Dach geschnallt, Iselin mit ihrem Gepäck auf dem Weg aus Nansana eingesammelt und im vierten Matratzenladen (so etwas dauert hier: Verhandeln, Weggehen, zurückgerufen werden, Verhandeln, endgültig Weggehen und den nächsten Händler aufsuchen..) kauften wir uns unsere „Betten“, die auch hinten ans Auto gebunden wurden. Die Trockenzeit war auch an diesem Tag wieder beispielhaft trocken und heiß – so macht Umziehen, vor allem da nicht ins Erdgeschoss, Spaß..
Aber dann war es endlich so weit: wir hatten UNSERE Wohnung. Wir können selbst bestimmen, wann und was wir essen möchten, wir können zeitig ins Bett gehen aber auch spät nach Hause kommen, ohne jemanden zu stören..

Erstes Frühstück auf unserem Balkon

Der 4. Advent konnte nun also endlich in den eigenen vier Wänden begangen werden: Weihnachtsmusik, Kerzen, Mini-Adventskranz, Zimttee und Lebkuchen – so langsam wurde es dann auch mir bewusst: in drei Tagen ist Heiligabend! Und ich freute mich wirklich darauf, das hätte ich nicht mehr erwartet, aber mit dem Wissen, den 24. fast wie zu Hause verbringen zu können, ging es dann doch.

Als es um 7 dunkel geworden war, setzten wir uns mit unserem Weihnachtstee neben unseren Baum und es wurde gelichtelt und beschert. Das war wirklich schön – fast wie zu Hause, welches dank skype auch anschließend noch für eine halbe Stunde nach Uganda geholt wurde.

Am 25.12. fuhren wir also bei Zeiten nach Nansana, um bei den Weihnachtsvorbereitungen in meiner Gastfamilie zu helfen. Es wurden wieder Berge an Essen gekocht für das unter anderem 3 Hühner und eine Ziege geschlachtet wurden. Die Ziege wurde dann direkt neben mir und meinem Berg Gemüse, das es zu schnippeln galt, mit einer Machete zerlegt. Die Angst um mein Kleid schien mir wohl ins Gesicht geschrieben, denn alle meine Gastbrüder lachten mich aus.

Statt um 2 wurde um 5 gegessen und da die Anfangszeit nicht eingehalten wurde schien man wohl zu der Entscheidung gekommen zu sein, das ganze Programm über den Haufen zu werfen. Die festlichen Reden verschiedenster Familienmitglieder wurden also übergangen und man ging sofort dazu über, diverse Kuchen anzuschneiden (eine meiner Gastschwestern hatte Geburtstag und es gab noch einen Weihnachtskuchen und Kuchen, deren Bedeutung mir nicht ins Englische übersetzt wurde). Das Anschneiden von Kuchen wird im Übrigen sehr häufig, zu so ziemlich jedem Anlass, zelebriert. Man schickt Dankeskuchen, Kuchen nach einer Hochzeit, zur Geburt eines Kindes, zum Geburtstag.. Diese Kuchen sehen zu 90% folgendermaßen aus: Rührkuchen in hell oder dunkel, quadratisch, rund oder herzförmig und immer fingerdick mit Zuckerguss überzogen auf welchen in bunter Zuckerschrift die Bedeutung des Kuchens geschrieben steht.

links das Geburtstagskind
rechts die hochrangigen Familienmitglieder

Der nächste Programmpunkt – die Geschenkepräsentation – wurde dann wieder planmäßig abgehalten. Die hochrangigen Familienmitglieder (mein Gastvater, die Gastmutter, eine Schwester des Vaters und eine mir unbekannte Frau) durften auf Stühlen auf der Veranda sitzen und wir, publikumsartig, auf Stühlen zu ihren Füßen. Einzelne Namen wurden verlesen (neben den vier erwähnten noch drei andere) und diese Personen wurden dann beschenkt: man tanzt mit seinem Geschenk zu der jeweiligen Person, umarmt sich und legt das Geschenk auf einen Tisch. Wenn die Runde für die Person vorbei ist, packt er seine Geschenke zusammen und macht Platz für den Nächsten. Geschenke werden in Uganda grundsätzlich nicht sofort ausgepackt, sondern erst wenn man allein ist, so konnte ich leider nicht sehen, wie gut meine Weihnachtsgeschenke bei meiner Gastfamilie ankamen. Danach war der „offizielle“ Teil des Weihnachtsfestes beendet und es wurde getrunken, getanzt und sich unterhalten bis dann gegen halb 12 die ersten Gäste den Heimweg antraten nachdem ihnen die angemieteten Plastikstühle quasi unter dem Hintern weggeräumt wurden waren. Iselin und ich fuhren zurück nach Hause und machten uns dann aber von da aus noch einmal auf den Weg, denn wir hatten erfahren, dass man an Weihnachten, nachdem man mit seiner Familie gefeiert, getrunken und gegessen hat noch weggeht. Die Bars und Clubs waren auch wirklich gut besucht und in der einen oder anderen Ecke der Tanzfläche konnte man Weihnachtsmützen entdecken...
Nachdem wir uns am 26. von der ganzen Weihnachtsfeierei erholt hatten, machten wir uns am 27. früh um 6 auf den Weg in den Urlaub – doch dazu mehr im nächsten Eintrag!

Bis dahin wünsche ich euch allen (wenn auch ein wenig spät) einen guten Start ins Jahr 2015 und danke euch von Herzen für die Unterstützung jeglicher Art, ob durch euer „Zuhören“ hier auf meinem Blog, durch Briefe und E-Mails oder durch Care-Pakte. DANKE!

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