Sonntag, 7. September 2014

Angekommen

Meine Reise begann schon am 3.9. – mein Zug verlässt 14:00 den Freiberger Bahnhof und ich somit für 12 Monate meine Familie, Freunde, die Arbeit und meine Heimatstadt. Eine Nacht in Berlin folgte und meine Freundin brachte mich am 4.9. Früh zum Flughafen Tegel. Erste Abschiedstränen flossen vor der Sicherheitskontrolle und auch 45 Minuten nach dem Start war ich immer noch sehr aufgelöst – auch aus Trauer, aber mehr vor Glück, dass ich so wunderbare Menschen um mich habe, die mich lieben, die mir einen Stern schenken, wunderbare Briefe schreiben, mich anrufen und einfach immer für mich da sind. Mein Sitznachbar, ein älterer Herr, empfahl mir einen Schnaps zur Beruhigung (im Ticketpreis inbegriffen) und von wem ich mich denn mit so großem Abschiedsschmerz verabschieden würde? Von allem!
Nach drei Flugstunden erreichten wir (eine Mitfreiwillige aus Berlin und ich) dann Istanbul und trafen auf die anderen In-Via-Uganda-Freiwilligen. Zu zehnt wurde unsere Reise nach Uganda fortgesetzt. 8 Stunden Flug nach Entebbe (die ehemalige Hauptstadt Ugandas) mit Zwischenstop in Kigali. 02:50 bewegten wir uns dann einigermaßen geschafft in die Flughafenhalle. Handdesinfektion am Eingang. „Ebolavorgeschichte“ in doppelter Ausfertigung ausfüllen, Einreisevisum kaufen und in dem Zuge Fingerabdrücke abgeben und fotografiert werden, Koffer holen (alle Gepäckstücke sind heil angekommen) und dann endlich raus in die afrikanische Nacht. Sam, unser Mentor steht da und begrüßt uns wie alte Freunde (was wir in gewisser Weise durch das erste Vorbereitungsseminar ja auch sind). Dann einmal mit dem Gepäck quer über den Parkplatz zu unseren Matatus (das sind Taxis, also kleine Busse – die gebräuchlichsten öffentlichen Verkehrsmittel) und nochmals eine Stunde Fahrt bis zum guest-house von UPA (meine Aufnahmeorganisation) in Nansana (ein Vorort von Kampala). Inzwischen hat es auch angefangen zu schütten wie aus Eimern – in Uganda ist von September bis November Regenzeit. Zähneputzen, Moskitonetz aufhängen und ab ins Bett.
Es gibt fließend Wasser (Waschbecken, Dusche), wenn auch nur sehr kalt und mit wenig Druck und ein europäisches WC, aber nur für Nachts und nicht für größere Geschäfte. Ansonsten gibt es, wie erwartet, eine Latrine im Hof aber auch die kann man abschließen und sie ist überdacht – riecht halt nicht nach Rosen und ganz ohne Fliegen geht so etwas auch nicht..
Nach 6 Stunden Schlaf durften wir uns dann selbst oben an der Hauptstraße in einem kleinen Lädchen unser Frühstück zusammenkaufen und wurden natürlich von allen Seiten mit „How are you Muzungu“ (Muzungu = Nichtschwarze) „begrüßt“. Danach folgten einige Stunden orientationsession und Abends haben wir uns local food gekauft: Rolex (von rolled eggs), das sind Teigfladen (Chapati), ähnlich Eierkuchen, mit einem Spiegelei und Tomate zusammengerollt. Super fettig. Super günstig. Super lecker!
Samstag ging es dann für uns in zwei Kleingruppen nach Kampala. Von der ersten Minute an aufregend: wir fahren mit Matatus!
1. Matatu stoppen
2. Zielort sagen und um den Preis handeln
3. einsteigen, Platz suchen (ein Matatu hat 12 Sitzplätze – oft fahren bis zu 20 Personen + Hühner, Kinder, Einkäufe.. mit)
Nach zweimaligem Umsteigen auf doch ziemlich schlammigen Straßen und Plätzen kommen wir am National Museum Uganda an. Eine Führung durch die Geschichte des Landes folgt. Anschließend Einkaufen im Stadtzentrum: Internetsticks, Simkarten, Moskitonetze. Man bekommt auch grundsätzlich wirklich alles zu kaufen, soweit ich das bisher gesehen habe. Die Stadt an sich war wirklich voll und man muss unglaublich auf seine Tasche achten – allerdings nicht anders als z.B. in Berlin.
Heute haben wir uns dann einen lazy Sunday gegönnt. Leider wurde aus dem Ausschlafen nichts, da eine born-again-church direkt nebenan 7:00 mit ihrer Messe angefangen und motiviert bis Abends durchgesungen und gebetet hat. Dafür konnten wir heute zum ersten Mal frische Milch und Joghurt kaufen, Zöpfe flechten und gemeinsam kochen – auch das Wetter hat sich von seiner besten Seite gezeigt..
Fazit: Momentan ist wirklich alles vollkommen in Ordnung für mich – nicht besser und nicht schlechter. Habe noch keinen Kulturschock, aber bin auch in keiner Honeymoonphase. Fühlt euch alle ganz lieb gegrüßt – ich werde mich nächste Woche wieder melden, wenn wir in die Gastfamilien umziehen und das erste Mal unsere Projekte besuchen.

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