Am Donnerstag (11.9.) war es nun soweit: mein erster Arbeitstag. 6:00 Aufstehen, denn spätestens 7:30 muss ich im Matatu sitzen. Für 10km Weg von Nansana zum Hospital brauche ich hier ca. 1,5 Stunden: zur Hauptstraße laufen, auf ein Matatu warten, das nicht bereits überfüllt ist, im Stau stehen, Umsteigen, Weiterfahren, den Krankenhausberg hochlaufen.
Das Gelände des „Lubaga Hospital“ ist riesig. Fast ein eigener kleiner Stadtteil. Das Büro in dem ich mitarbeite (Public Relations Office) ist ganz oben auf dem Berg und ich habe vermutlich den Arbeitsplatz mit dem besten Ausblick: ich kann ganz Kampala überblicken. Wenn ich hier Früh ankomme schält sich die Stadt gerade aus dem Nebel – das Wasser des letzten Regengusses verdunstet – und die Sonne bahnt sich ihren Weg durch den Dunst. Malerisch! Ich bleibe kurz stehen um diesen Augenblick zu genießen: ich habe es allein durch das Verkehrschaos Ugandas geschafft! Ich und meine Tasche (erschwerlicherweise muss ich meinen Laptop immer mitbringen) sind heil angekommen. Der erste Tag kann beginnen.
Wir sind zu zweit hier im Office. Eine sehr liebe, ältere Dame, die auch Anne heißt und ich. Sie arbeitet auch erst seit zwei Wochen hier. Also: beide neu. Nicht die besten Vorraussetzungen, aber Sie ist zuversichtlich. Mein Hauptaugenmerk die nächsten Wochen soll auf der Erstellung des Newsletters für das letzte Quartal und auf der Organisation eines Fundraising Events für die Neugeborenenstation liegen.
Ansonsten steht noch die Gestaltung eines Jahresplaners und damit verbunden Sponsorensuche und Werbepartnergewinnung, ein Filmdreh über das Krankenhaus, Patienten-Feedbackauswertung und die Gestaltung von neuen Werbematerialien (Flyer, Banner etc.) an.
Ich hoffe, ich habe im Laufe des Jahres die Möglichkeit, in andere Bereiche des Krankenhauses hineinzuschnuppern, um mir über meine Studien- und Berufswahl klarer werden zu können.
Am Donnerstag stand noch ein aufregender Schritt an: der Umzug in die Gastfamilie. Ich bin entgegen meiner Erwartung mit einer weiteren Freiwilligen (Sarah) zusammen in einer Familie. Unsere Gasteltern haben 12 Kinder, aber die meisten sind bereits ausgezogen so dass wir hier regulär mit drei auch schon erwachsenen Brüdern und einer Nichte mit deren Tochter (süße und anstrengende knappe 3 Jahre) zusammenwohnen. Die Mutter ist nur sonntags zu Hause und auch den Vater bekommen wir aufgrund der Arbeitszeiten eher kaum zu Gesicht. Bisher also eher WG- denn Familienleben.
Das Haus ist ungefähr 20 Gehminuten vom UPA guest house/office entfernt – also auch weiterhin in Nansana. Jeder von uns hat ein kleines Zimmer. Meines schätzungsweise 4m2: ein Bett, ein Tischchen, ein kleines Wandbord, Glühlampe, Steckdose. Ich werde mir in den nächsten Tagen ein Regal kaufen müssen – ein Schloss habe ich bereits gestern erworben. Die Situation in der Gastfamilie ist sehr gewöhnungsbedürftig. Die Wände gehen nicht bis zum Dach – das sind ganz neue Lautstärke- und Lichtverhältnisse. Aber mit guten Ohropax, Schlafmaske und Moskitonetz kann man auch so schlafen. Die sanitären Anlagen sind nun auch „lokaler“. Zum Duschen nimmt man sich einen Kanister oder einen Eimer mit zu dem dafür vorgesehenen Platz und eine europäische Toilette für Nachts gibt es auch nicht mehr. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist, ohne fließend Wasser aus dem Hahn, eine Zahnbürste auszuspülen oder sich das Gesicht ordentlich zu waschen ohne die halbe Seife noch auf der Nase zu haben..
mein Zimmer
die Küche
die "Dusche" (der Raum zum Waschen)
der Zähneputz- und Waschplatz
Am 13.9. feierte UPA (meine Aufnahmeorganisation) ihren 25. Geburstag. In einem Festumzug liefen wir – mit Blaskapelle und Polizeieskorte - durch Nansana. Danach Reden, Kulturprogramm und kostenlose medizinische Tests und -Versorgung.
Sonntag (14.9.) war dann Waschtag. Nachdem ich das erste Mal hier in Uganda bis 9Uhr ausschlafen konnte habe ich mir meine Wäsche, local Waschpulver und drei Plastikwannen geschnappt. Fast drei Stunden, sehr wunde Finger und einen steifen Nacken später hatte ich dann wundersamerweise ca. 12 saubere Kleidungsstücke. Mein Gastbruder hat mir aber Mut gemacht, dass ich mit der Zeit besser und schneller werde und auch meine Hände sich daran gewöhnen – ich hoffe es!
Abends sind dann Sarah und ich noch mit drei unserer Gastbrüder auf einen Berg in der Nähe gestiegen – eigentlich um uns den Sonnenuntergang anzusehen, aber den haben wir leider verpasst. Hier wird es ziemlich schnell, schätzungsweise innerhalb 30 Minuten, dunkel. Jeden Tag um 7. Das ganze Jahr. 20:00 fühlt sich an wie Mitternacht. Das bedeutet, dass man seinen Tag gut planen sollte. Im Dunkeln sollte man nämlich nicht unterwegs sein. Schon gar nicht als Muzungu.
Aber trotz des verpassten Sonnenuntergangs hat sich die Wanderung gelohnt – wir hatten eine tolle Aussicht über die Umgebung: Kampala und seine Vorstädte. Außerdem war es dort endlich einmal grün: Felder, einige Kühe und vor allem frische Luft – ganz ohne Abgase, Staub, Müll-Verbrennungs-Rauch.
einer meiner Gastbrüder
Blick über Nansana
Auf dem Rückweg war ich vor allem froh, dass uns nicht schon wieder einer der sehr häufigen Stromausfälle ereilt hat – so konnte man einigermaßen den Weg unter seinen Füßen sehen. Stirnlampen sind eine wunderbare Erfindung durfte ich feststellen - ganz im Gegensatz zu allen elektronischen Geräten, die aufgeladen werden müssen oder zu einem Elektroherd.
Nach einem kurzen aber heftigen Kulturschock nach dem Umzug in die Gastfamilie geht es mir nun auch inzwischen wieder besser und ich bin gespannt, was meine zweite Woche in Uganda so für mich bereit hält.
Ps.: Wie auf den Fotos unschwer zu erkennen, war ich in einem Ugandan Hair Shop und habe mir Breads machen lassen. Arbeitstage: 2. Stunden: 8. Schmerzen: mäßig.
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